Nichts für schwache Nerven
Markus Plangger wurde in Windeseile Platzwart am IKB Recyclinghof in der Innsbrucker Rossau, wo in auffallend feinem Betriebsklima auch brandgefährliche Abfallarten getrennt gesammelt und fachgerecht entsorgt oder recycelt werden. „Es ist unglaublich vielseitig und extrem interessant“, sagt Markus. Und es ist nichts für schwache Nerven. Es ist ein Ort, an dem sich die unterschiedlichsten Geschichten der unterschiedlichsten Menschen ballen. Der Menschen und ihrer nicht mehr benötigten oder kaputten Dinge, um genau zu sein. Spätestens hier, am IKB-Recyclinghof in der Innsbrucker Rossau, müssen diese Dinge als Abfall bezeichnet werden. „Bevor ich angefangen habe, am Recyclinghof zu arbeiten, hätte ich nie gedacht, was hier alles zusammenkommt, welche Wertstoffe und Ressourcen in den Abfällen stecken und wie viel hier los ist“, sagt Markus Plangger. Markus ist Platzwart am Innsbrucker Recyclinghof und erlebt die Dynamik des Platzes täglich mit. Ob Auszug, Umzug, Renovierung, Sanierung, Entrümpelung, Neuanfang, nicht zu bändigende Kauflust oder weil die Dinge kaputt sind - für Abfall gibt es viele Gründe. „Kein Tag ist wie der andere“, sagt Markus, „das finde ich echt super. Ich mag es einfach, so viel mit Menschen zu tun zu haben.“
Obwohl der Recyclinghof in der Rossau ausschließlich für die Landeshauptstadt da ist, waren irgendwann zu viele Menschen dabei, die nicht aus Innsbruck kamen. Zuletzt sind bis zu 1.250 Einfahrten pro Tag gezählt worden. Die Einwohnerzahl eines durchschnittlichen Tiroler Dorfes ist da täglich über die Rampe gefahren. „Das war fast nicht mehr zu stemmen“, weiß Markus. Ein neues Zutrittssystem, das nur „echten“ Innsbrucker:innen und den Bewohner:innen von Natters und Ampass erlaubt, ihre Abfälle im Recyclinghof zu entsorgen, stellt eine große Erleichterung dar – sowohl was die Menge an Abfällen, die daraus resultierenden Kosten für Innsbrucks Bürger:innen als auch die Arbeit „seiner“ Mannschaft betrifft. Und seine Mannschaft liegt ihm sehr am Herzen. „Oh ja, wir haben ein super Betriebsklima“, betont Markus und hält fest: „Ich habe ein ganz tolles Team formen dürfen.“
Dass ihm das ermöglicht wurde und der 51-Jährige, der sich selbst als „Innsbrucker Urgestein“ bezeichnet, heute einer der fachkundigsten Mitarbeiter des Recyclinghofes ist, ist eine besondere Geschichte. Es ist seine Geschichte. „Aufgrund eines Arbeitsunfalls musste ich ein Jahr daheim bleiben und dann habe ich eines Nachts zufällig auf Facebook gesehen, dass die IKB Recyclinghof- Mitarbeiter sucht – vorzugsweise Leute mit Behinderung“, blickt Markus knapp fünf Jahre zurück.
Seine Wirbelsäule war nach einem Sechs-Meter-Sturz stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Der Behinderungsgrad von 60 Prozent bezeugt das, doch bemerkt das nur, wer’s weiß. Nachdem er die Anzeige gelesen hatte, bewarb er sich jedenfalls sofort um den Job, überzeugte in den Bewerbungsgesprächen - und bekam ziemlich schnell die Zusage. Markus: „Ich habe noch nie ein so soziales Unternehmen wie die IKB gesehen. Das ist alles supertoll gelaufen.“ Und supertoll ging’s weiter: „Am 1. Jänner 2021 habe ich am Recyclinghof begonnen und nach einem Jahr wurde mir der Posten des Platzwarts angeboten. Seit Juni 2022 bin ich’s.“ Mit diesem Posten ist nicht nur viel Organisationsarbeit – auch für die 12 Mitarbeiter „am Hof“ – verbunden sondern enorm viel Wissen, das geschult und stets auf dem neuesten Stand sein will.
Der Recyclinghof hat mit den Müllplätzen der Vergangenheit genau gar nichts zu tun. Nein, hier wird auf höchst umsichtige Weise gesammelt, getrennt und auch mit problematischen Abfallarten oder Problemstoffen professionell hantiert. Markus: „Die Gesetze und Verordnungen ändern sich laufend. Gerade im Zusammenhang mit den Akkus, die sich so leicht entzünden können, kommen immer neue Novellen heraus. Die Akkus sind ja auch wirklich eine brandgefährliche Geschichte, das sollten unsere Kund:innen unbedingt beachten und sie immer richtig entsorgen.“ Auch am Recyclinghof in der Rossau hat ein E-Bike-Akku letztes Jahr erst einen Brand verursacht und Markus weiß sehr genau, warum er die Ausbildung zur Sicherheitsfachkraft machen will: „Weil’s für den Hof wichtig ist.“ Das ist er auch.

Oktober 2025