Die Entwicklungen in Sachen umweltfreundlicher Energiegewinnung und effizientem Energieverbrauch schreiten rasant voran. Österreich könnte in absehbarer Zeit seinen Energiehaushalt autark und umweltfreundlich gestalten und dazu sind dementsprechende Maßnahmen, wie etwa die Umsetzung von Ökostrom, unabdinglich. Wie das im Detail aussieht, was hinter dem Konzept steht und was es heißt diese Art von Strom zu beziehen, erfahren Sie im Folgenden.
An und für sich ist „Ökostrom“ ein nicht geschützter Begriff. Ist an einem grünen Stromangebot nicht zumindest auch ein Gütesiegel vorhanden, muss man davon ausgehen, dass die Herkunft des Stromes nicht geprüft wird. Laut österreichischem Recht bezeichnet der Begriff „elektrische Energie aus erneuerbaren Energieträgern“, um ganz genau zu sein, schließt das Recht sogar Pumpspeicherkraftwerke aus, die das Wasser zusätzlich hochpumpen, statt es nur natürlich zufließen zu lassen.
Das Bewusstsein für Umweltfreundlichkeit und nachhaltige Energieerzeugung ist in Österreich vergleichsweise hoch. Aufgrund seiner topographischen Lage verfügt Österreich über die beiden wesentlichen erneuerbaren Energiequellen Wasserkraft und biogene Brenn- und Treibstoffe. Diese beiden erneuerbaren Energiequellen machen den größten Anteil der inländischen Primärenergieproduktion aus. Auch andere erneuerbare Energien, insbesondere die Nutzung von Umgebungswärme im Rahmen von Wärmepumpen und die Primärenergiegewinnung aus Wind und Photovoltaik, nehmen kontinuierlich und deutlich zu.
Insgesamt fallen etwa 70 % der österreichischen Energiegewinnung auf erneuerbare Energien. Dadurch ist Österreich eines der CO2-effizientesten EU-Länder. Der Rest des Bedarfs wird importiert. Bezugsländer sind dabei vor allem Norwegen, aber auch Deutschland, die Niederlande, Schweden und Slowenien. Ein Anteil am Strommix an sogenanntem Graustrom kann nicht ausgeschlossen werden, da Einspeiseverluste durch konventionellen Strom ausgeglichen werden.
Wie umweltfreundlich die sich im Stromnetz befindliche Energie tatsächlich ist, hängt indirekt davon ab, wie viele Verbraucher:innen ihren Strom bei verlässlichen Ökostromanbietern beziehen. Je nachdem, auf welche Anbieter und Produzenten die Verbraucher:innen setzen, wird auf die dementsprechende Art und Weise Strom produziert. De facto liefert jeder Stromanschluss den gleichen Strommix. Es geht bei dieser Frage nur um die Zahlungsströme auf dem Energiemarkt. Wer mehr Geld von den Verbraucher:innen bekommt, steuert demnach sozusagen den „Grünton“ des Stromes.
Grüner wird der Strom nur dann, wenn der jeweilige Anbieter das Geld auch dafür nutzt die erneuerbare Energieproduktion zu fördern. Wie „grün“ der Strom tatsächlich ist entscheiden die Stromanbieter mit ihrer Vorgehensweise Ökostrom durch erneuerbare Energieträger zu „produzieren“.
Anbieter haben auch die Möglichkeit, den Strom von einem Drittanbieter einzukaufen. Das verlangt Vertrauen und der Status der Nachhaltigkeit des Stroms besteht für den Stromanbieter selbst erstmal nur am Papier, bis er selbst Kontrollen beim Stromerzeuger unternimmt. Ob ein Stromanbieter direkt oder indirekt von Stromproduzenten bezieht, hat im Gesamten wenig Einfluss auf den Anteil an erneuerbaren Energien im Strommix.
Auf der sicheren Seite ist man, wenn der Anbieter bei seinem Angebot mit einem Siegel bestätigen lässt, dass er sich auch um den Ausbau von erneuerbaren Energien gekümmert. Wenn sukzessive alte Fossilbrennstoffkraftwerke durch Wind-, Wasser- oder Solarkraftwerke ersetzt werden, kann der Strommix insgesamt nachhaltiger gestaltet werden.
Die zweite Möglichkeit ist der Handel mit Erzeugungszertifikaten. Hierbei handelt es sich beim Stromanbieter um einen, der mit konventionellen Kraftwerken arbeitet, oder sogenannten Graustrom zukauft und von Grünstromproduzenten die Bezeichnung „Ökostrom“ erwirbt, was sich natürlich positiv auf die Nachfrage nach seinem Stromangebot auswirkt. Wirklich nachhaltig ist dieser dann nicht.
Die hauptsächliche Prüfung der Umweltfreundlichkeit des Stroms übernimmt in Österreich der Gesetzgeber. Dafür sind das Ökostromgesetz und die Stromkennzeichnungsverordnung der E-Control Austria zuständig. Sie vergibt Herkunftsnachweise pro Megawattstunde Strom, die folgende Informationen enthalten müssen:
Daneben gibt es noch das Umweltzeichen „Grüner Strom“, das etwas strengere Kriterien voraussetzt, als das Gesetz vorschreibt. Um damit ausgezeichnet zu werden, muss ein Mindestanteil des Stroms mithilfe von PV-Anlagen gewonnen werden. Weitere zulässige Energiequellen sind Biomasse, Wind und Wasser, wobei die Menge der Wasserkraft limitiert ist. Darüber hinaus müssen die Erzeugnisse zu 10 % aus Neuanlagen stammen. Aktuell zählen wir in Österreich nur 10 Anbieter, die diesem Standard gerecht werden.
Auch das unabhängige Prüfinstitut TÜV Austria wird von einigen Anbietern beordert, ihre Produktionsbedingungen auf Umweltfreundlichkeit zu prüfen.