Von jetzt auf gleich ist das Bild schwarz, das Licht ist aus und ein Blick in den Sicherungskasten wirft Fragen auf. Auch beim Nachbarn scheint der Strom ausgefallen zu sein und der über den akkubetriebenen Radio empfangene Radiosender meldet Blackout in weiten Teilen Österreichs – womöglich darüber hinaus. Was tun?
In diesem Beitrag informieren wir Sie über Blackout:
Von einem Blackout spricht man, wenn der Strom großflächig und langfristig ausfällt. Wenn der Strom „nur“ wenige Stunden in einzelnen Regionen ausfällt, spricht man von einem klassischen Stromausfall. Um ein Blackout handelt es sich erst, wenn ganze Länder oder mehrere Länder über Stunden, bis mehrere Tage ohne Strom sind.
Gründe für Blackouts gibt es grob dreierlei:
Der Zusammenbruch beispielsweise des gesamten österreichischen oder gar europäischen Stromsystems ist nicht so einfach herbeizuführen. Naturkatastrophen wie hohe Schneemassen, Unwetter oder Hochwasser betreffen meist „nur“ einzelne Regionen. Das schließt sie aber nicht gänzlich als mögliche Ursache für ein Blackout aus.
Ein weiterer Grund für ein flächendeckendes Blackout ist die Überlastung des Stromnetzes, dann kann es zu kaskadenartigen Abschaltungen wegen der Leitungsüberlastung kommen. Auch der Ausfall großer Kraftwerke (so geschehen etwa, als das venezolanische Wasserkraftwerk Guri Dam ausfiel) oder schlicht die Verbindung mehrerer Netzwerkfehler können zu Blackouts führen.
Was passiert eigentlich, wenn plötzlich kein Strom mehr da ist? Es ist relativ schwierig, sich vorzustellen, wie mehrere Tage ohne Strom aussehen würden. Folgende Bereiche sind davon betroffen:
Lebenswichtige Einrichtungen, wie zum Beispiel Krankenhäuser, Polizei, Rettung, Feuerwehr und der öffentliche Rundfunk verfügen über Notstromaggregate. Die Frage ist hier, wie lange diese funktionsfähig sind, schließlich funktionieren auch diese nur mit endlichen Ressourcen.
Laut dem Experten Günther Strobl von der Austrian Power Grid AG (kurz: APG, sie betreibt das großflächige Übertragungsnetz in Österreich) verursacht ein einziger ganz Österreich betreffender stromloser Tag einen materiellen Schaden von EUR 1,2 Milliarden, ganz zu schweigen vom Personenschaden, der etwa durch nicht funktionsfähige Krankenhäuser entsteht.
Als Versorger von Energie, (Ab-)Wasser und Abfallentsorgung spielt die IKB im Falle des Blackouts eine tragende Rolle. Deshalb sind von unserer Seite selbstverständlich eine Vielzahl von präventiven Maßnahmen in Kraft, die im Falle eines langandauernden Stromausfalles greifen.
Wie die vielen anderen österreichischen Verteilnetzbetreiber sind wir bestens für das Eintreffen sowohl kleinerer als auch großflächiger Stromausfälle gewappnet. Die IKB-Kraftwerke an der Sill und in Mühlau können beispielsweise im Ernstfall auch dann Strom erzeugen, wenn sie selbst keinen erhalten. Durch den dort erzeugten Strom können andere Kraftwerke wieder in Gang gebracht werden, um sogenannte Versorgungsinseln zu bilden und das Netzwerk wieder vorsichtig zu stabilisieren.
Die Innsbrucker Kanalisation funktioniert durch ein natürliches Gefälle. Das heißt, die Abwässer können ohne Energiebedarf zur Kläranlage befördert werden. Lediglich im Olympischen Dorf muss das Abwasser mithilfe eines Pumpwerkes gehoben werden. Mittels eines Notstromaggregats kann aber auch bei einem Blackout der Pumpbetrieb aufrechterhalten werden.
Auch die Kläranlage selbst kommt mehrere Tage ohne Strom aus. Im Zuge der Abwasserreinigung wird nämlich aus dem entstehenden organischen Material in einem Faulturm Gas gewonnen, welches in einem Blockheizkraftwerk in elektrischen Strom umgewandelt werden kann. Somit kann auch die Kläranlage mehrere Tage den Notbetrieb aufrechterhalten.
Nun wissen wir, dass das Innsbrucker Abwasser auch ohne reguläre Stromversorgung aufbereitet werden kann. Was ist aber mit der Versorgung der öffentlichen und privaten Gebäude mit Wasser?
Da die Quellen und Hochbehälter der IKB sehr hoch gelegen sind, werden keine zusätzlichen Pumpanlagen benötigt, um den Großteil von Innsbruck mit ausreichend Wasserdruck versorgen zu können. Die außergewöhnlich hohe Wasserqualität erlaubt es, das Wasser ohne elektrisch betriebene Aufbereitungsanlagen (z.B. UV-Desinfektionsanlagen) an die Gebäude und Anlagen weiter zu geben. Die Innsbrucker Trinkwasserversorgung kann somit auch bei einem länger anhaltenden Stromausfall größtenteils ohne spürbare Auswirkungen aufrechterhalten werden.
Ein namhafter Experte für Blackouts ist Herbert Saurugg. Er berät u.a. die Bundesregierung, verschiedene Unternehmen, Sicherheitsfirmen und Einsatzorganisationen. Saurugg weist darauf hin, dass Blackouts wahrscheinlicher sind als viele denken. Zudem würde die Wahrscheinlichkeit von Blackouts in den nächsten Jahren steigen, schreibt auch die E-Control, da immer mehr Kraftwerke stillgelegt werden und damit die Abhängigkeit von Stromimporten steigt. 2017 hätte Österreich ohne Stromimporte bereits bis zu 60 % der Stromreserven aufbrauchen müssen. Dazu kommt, dass immer weniger Länder genug Strom produzieren, um ihn zu exportieren.
Auch die steigende Nachfrage und die höheren Nachfragespitzen machen die Überlastung des Stromnetzes wahrscheinlicher. Durch den Einsatz von wenig planbaren Stromressourcen (wozu auch die erneuerbaren Energiequellen zählen), wird es schwieriger, das Stromnetz zu stabilisieren.
Allerdings muss an dieser Stelle auch angemerkt werden, dass die durchschnittliche Stromausfallsdauer in Österreich 2018 wieder auf 25 Minuten gesunken ist. Außerdem gab es in den letzten 20 Jahren keinen großflächigen Stromausfall, der ganze Bundesländer oder gar ganz Österreich betroffen hätte. Die Stromversorgung in Österreich ist noch immer praktisch 100 % durchgängig.
Was passiert, wenn von jetzt auf gleich ganz Österreich ohne Strom dasteht? Welche Schritte werden unternommen, um die Gefahr zu unterbinden? Während sich Herr und Frau Österreicher statistisch gesehen wenig darüber Gedanken machen, ist der österreichische Übertragungsnetzbetreiber, die APG bestens für den Fall eines Blackouts vorbereitet. Sie übernimmt im Ernstfall die Führung und richtet einen Krisenstab ein.
Auch die einzelnen Verteilnetzbetreiber, darunter selbstverständlich auch die IKB, sind für das Eintreffen sowohl kleinerer als auch großflächiger Stromausfälle eingerichtet.
Zunächst wird versucht, sogenannte schwarzstartfähige Kraftwerke zu aktivieren. Dabei handelt es sich um Kraftwerke, die auch ohne extern zugeführten Strom mit der Stromproduktion starten können, wie für Innsbruck zum Beispiel die IKB-Kraftwerke an der Sill und in Mühlau. Mit dem dort produzierten Strom wird versucht, auch andere Kraftwerke wieder in Gang zu bringen, um sogenannte Versorgungsinseln zu bilden, damit das Netzwerk wieder vorsichtig stabilisiert werden kann.
Grundsätzlich kommt beispielsweise bei einem europaweiten Blackout Österreich und der Schweiz eine besondere Rolle zu. Die hier in den Alpen angesiedelten Pumpspeicherkraftwerke sind für die Stabilisierung des Übertragungsnetzes Europas eingerichtet.
Wir haben ja bereits angesprochen, dass öffentliche Stellen speziell auf den Ernstfall eines Blackouts vorbereitet sind. Allerdings liegt ein großer Teil der Verantwortung im Falle eines Stromausfalls bei der Bevölkerung. Deshalb geben wir Ihnen einige Tipps, wie Sie sich im Fall des Falls verhalten sollten.
Im Frühjahr 2019 fanden sich Experten und zuständige Stellen zu einer Übung zusammen, um für den Ernstfall eines Blackouts vorbereitet zu sein. So können schnell Krisenstäbe gebildet und hilfreiche Maßnahmen gesetzt werden. Laut Günther Strobl von der APG ist Österreich so eingerichtet, dass binnen Stunden bereits Inselbetriebe eingerichtet werden können, um zumindest die nötigsten Stellen mit Strom zu versorgen.
Außerdem sind viele kleinere Stellen auf den Ernstfall Stromausfall vorbereitet. Aufzüge können zum Beispiel auch manuell betrieben werden, um gegebenenfalls Menschen aus dem Aufzug holen zu können. Auch U-Bahnen müssen nicht auf halber Strecke stehen bleiben, sondern fahren bis in die nächste Station, um ihre Passagiere dort aussteigen zu lassen.
Wie bereits erwähnt, haben auch Verteilnetzbetreiber wie wir von der IKB ein Konzept zum Umgang mit Großstörungen, das wir im Notfall abspielen können. So beängstigend das Szenario Blackout auch klingt, mit der richtigen Vorbereitung (die von Seiten der offiziellen Stellen auf jeden Fall gegeben ist) sind Situationen wie jene in Venezuela 2019 in Österreich sehr unwahrscheinlich.