Kein Tropfen Wasser auf unserer Erde geht jemals verloren, denn Wasser kann weder verbraucht noch vermehrt werden. Der globale Wasservorrat befindet sich in einem ständigen Kreislauf aus Verdunstung und Niederschlag: dem Wasserkreislauf. Diese Zirkulation des Wassers findet sowohl auf globaler als auch auf regionaler Ebene statt und wird im Folgenden kurz erklärt.
Wodurch entsteht der Wasserkreislauf und was treibt ihn an? Diese Frage kann ganz einfach beantwortet werden: Der Motor hinter dem Wasserkreislauf ist die Sonne. Der Wasserkreislauf beginnt nämlich, wenn Wasser aufgrund von Sonneneinstrahlung verdunstet und zu Wasserdampf wird. Dabei ändert das Wasser seinen Aggregatzustand von flüssig zu gasförmig.
Der Wasserdampf steigt auf und kondensiert ab einer gewissen Höhe, wodurch sich Wolken bilden. Sobald die Wassertröpfchen groß genug sind, kommt es zum Niederschlag. Je nach Temperatur kehrt das Wasser in Form von Regen, Hagel, Tau oder Schnee zur Erde zurück und ändert dabei ein weiteres Mal seinen Aggregatzustand.
Wenn der Niederschlag direkt in ein Gewässer fällt oder als Oberflächenwasser in einen Fluss oder ins Meer zurückfließt, um von dort aus wieder zu verdunsten, spricht man vom oberirdischen Wasserkreislauf. Ein Teil des Niederschlages, der auf dem Land niedergeht, wird natürlich auch von Pflanzen aufgesogen oder verdunstet direkt vom Festland weg.
Ein kleiner Teil des Niederschlages sickert tiefer in den Boden ein und wird Teil des Grundwassers. In diesem Fall spricht man vom unterirdischen Wasserkreislauf. Das versickerte Wasser fließt über den Grundwasserabfluss oder über Quellen wieder zurück in die Ozeane. Das erreichbare Grundwasser hingegen wird von uns Menschen mithilfe von Brunnen wieder an die Oberfläche gebracht und von den Wasserwerken an die Haushalte verteilt.
Obwohl 71% der Erdoberfläche mit Wasser bedeckt sind, handelt es sich nur bei 2% um Süßwasser, das zum Trinken verwendet werden kann. Insgesamt gibt es auf der Erde circa 14 Milliarden Kubikkilometer Wasser in seinen drei Aggregatzuständen flüssig (Gewässer, Regen), gasförmig (Wasserdampf, Wolken) und fest (Schnee, Gletscher).
Durch den globalen Wasserkreislauf wird das Wasser auf unserer Erde zwischen den verschiedenen Reservoiren umverteilt. Er findet zwischen den Ozeanen, der Atmosphäre und der Landoberfläche, mit ihren Flüssen, Seen und Gletschern, statt. Die bei weitem größten Wassermengen verdunsten an den Oberflächen der Ozeane und gelangen so in die Atmosphäre. Ein Großteil davon wird durch die atmosphärische Zirkulation über die Kontinente transportiert und fällt später als Niederschlag nieder.
Das Verhältnis von Niederschlag und Verdunstung ist über den Ozeanen allerdings sehr ungleichmäßig verteilt. Der globale Wasserkreislauf gewinnt zum Beispiel viel Wasser durch Verdunstung in den Subtropen und verliert viel Wasser durch Niederschlag in den Tropen und mittleren Breiten. Ein gewisser Ausgleich findet dann über die großen Flüsse statt.
Begeben wir uns nun von der globalen Ebene zur regionalen Ebene und schauen uns den Weg des Innsbrucker Wassers an. Bis das Wasser nämlich bei uns zuhause als köstliches Trinkwasser aus der Leitung kommt, hat es einen langen Weg vor sich.
Die Reise des Innsbrucker Wassers beginnt ganz oben im Karwendel, wo das Wasser aus geschmolzenem Schnee oder Niederschlag tief ins Gestein einsickert und sich daraufhin seinen langen Weg ins Tal bahnt. Durchschnittlich dauert es ganze zehn Jahre bis das Wasser an der Mühlauer Quelle wieder zum Vorschein kommt.
Auf seinem Weg durch das Gebirge wird das Wasser von den Gesteinsschichten gereinigt und gefiltert und tritt in bester Qualität bei der Mühlauer Quelle zu Tage.
In dem 1.663 Meter langen Stollensystem, das tief in den Berg hineinführt, wird das Innsbrucker Trinkwasser gesammelt. Von dort aus wird das Wasser über einen begehbaren Sammelstollen zum sogenannten Wasserschloss und über zwei Druckrohrleitungen zum Trinkwasserkraftwerk Mühlau geleitet, wo der Wasserdruck in elektrische Energie umgewandelt und somit auch Strom für Innsbruck erzeugt wird. Danach fließt das Wasser in zwei unterirdische Becken und wird als Trinkwasser an die Innsbrucker Haushalte verteilt.
Auf diese Weise werden in Mühlau jährlich im Durchschnitt 35 Millionen Kubikmeter Trinkwasser gewonnen und 34 Millionen kWh Strom erzeugt. Die Mühlauer Trinkwasseranlage ist seit 1953 in Betrieb und deckt 90 Prozent des Wasserbedarfs in Innsbruck. Über vier große Hauptleitungen gelangt das Wasser vom Hochbehälter, mit insgesamt 26.400 Kubikmetern Fassungsvermögen, in die Stadt. Von hier aus werden mehr als 10.000 Haushalte, durch über das 460 Kilometer lange IKB-Leitungsnetz, versorgt.
Wenn das Wasser nach seiner rund 10-jährigen Reise durch den Berg die Mühlauer Quellen erreicht, ist es bereits glasklar und absolut keimfrei und besitzt Trinkwasserqualität. Das Wasser wird natürlich trotzdem einer strengen Qualitätsprüfung unterzogen, bevor es verteilt wird. Das ist also der Weg des Innsbrucker Wassers vom Karwendelgebirge bis ins Trinkglas.
Mit einer durchschnittlichen Niederschlagsmenge von circa 1.100 mm pro Jahr ist Österreich eines der wasserreichsten Länder Europas. Wir sind also in der glücklichen Lage, dass die lebenswichtige Ressource Wasser ausreichend vorhanden ist und in bester Qualität aus den Wasserleitungen kommt. Dennoch sollten auch wir darauf achten, verantwortungsbewusst und sparsam mit unserem Wasser umzugehen, denn die Aufbereitung und Reinigung des Wassers ist mit viel Arbeit verbunden.
Das verbrauchte Wasser wird den Abfluss hinuntergespült und landet in der Kanalisation. In Innsbruck gibt es ein weit verzweigtes Netz an Kanälen,welchesdas Abwasser zur Kläranlage befördert. Dieses Kanalnetz muss mit dem Anstieg der Bevölkerung laufend erweitert und aufwändig gewartet und gereinigt werden. Die IKB besitzt zum Beispiel eine eigene Rohrinspektionskamera zur besseren Überwachung der Kanäle.
In der Kläranlage werden in einem ersten Schritt alle Gegenstände entfernt, die den Abfluss hinuntergespült wurden oder irgendwie ins Abwasser gelangt sind, zum Beispiel Hygieneartikel, Wattestäbchen oder Zigarettenstummel. Danach kommt das Abwasser in sogenannte „Belebungsbecken“, wo Millionen von Mikroorganismen die Schadstoffe aus dem Wasser fressen und es so reinigen.
Das gereinigte Wasser wird anschließend unter strengen Auflagen im Labor kontrolliert und schließlich wieder in die Natur zurückgepumpt. An dieser Stelle schließt sich der Kreislauf des Innsbrucker Wassers.
In Österreich benötigt ein Mensch täglich im Durchschnitt 115 bis 135 Liter Wasser: ca. 45 Liter zum Duschen und Baden, ca. 40 Liter für die Toilettenspülung, ca. 15 Liter fürs Händewaschen, ca. 13 Liter zum Putzen, ca. 9 Liter für die persönliche Hygiene, ca. 9 Liter zum Geschirrspülen und ca. 4 Liter zum Kochen und Trinken.
Der Komfort, jederzeit kristallklares Wasser zur Verfügung zu haben, den wir in Österreich genießen, ist also mit einer ganzen Menge Arbeit verbunden. Es liegt in der Verantwortung jedes Einzelnen, unser kostbares Wasser nicht zu verschwenden und besonders darauf zu achten, das Wasser nicht mit Hygieneartikeln, Medikamenten, Farben oder Lösungsmitteln unnötig zu verunreinigen.