In den heißen Innsbrucker Sommertagen und Tropennächten ist kaum etwas so stark, wie der kollektive Wunsch nach Abkühlung. Um diesen Wunsch zu erfüllen, das Mikroklima der Stadt und zudem das Niederschlagsmanagement zu verbessern, tüftelt Michael Trojer an spannenden Lösungen. Dass er Mitarbeiter der IKB-Abwasserentsorgung ist, verwirrt nur im ersten Moment.
Dass Innsbruck ein derart heißes Pflaster sein kann, wundert zuallererst die Innsbrucker:innen selbst. So lange eben, bis ihnen in einer Tropennacht selbst die dünnste Bettdecke und das Nachdenken darüber viel zu viel wird. „Gerade inneralpine Städte trifft es härter mit dem Anstieg der Hitze und auch der Intensität“, weiß Michael. Die Nordkette wirkt in windstillen Hochsommertagen wie eine Hitzestaumauer und lässt den Wunsch nach Regen brodeln, der, wenn er dann fällt, immer öfter als Starkregenereignis bezeichnet werden muss. Ja, die klimatischen Veränderungen sind schuld an diesen Extremen, die nicht nur für die Bewohner:innen der Landeshauptstadt Herausforderungen in sich bergen.
Hitze und Starkregen sind zwei Phänomene, die auch Michael intensiv beschäftigen. Der 36-Jährige ist unter dem Dach der IKB im Geschäftsbereich Abwasser dafür zuständig, dass betriebliche Abwässer ordnungsgemäß entsorgt werden können. „Der andere Teil meiner Stelle ist Sonderprojekten gewidmet, Sonderprojekten wie cool-INN“, erklärt Michael und lüftet damit zumindest in einer ersten homöopathischen Dosis das Geheimnis rund um die Frage, was denn nun die der Geschäftsbereich Abwasser der IKB mit dem Bedürfnis nach einer kühleren Stadt zu tun hat. „Das Niederschlagswasser geht zum großen Teil in die öffentliche Kanalisation und aufgrund der immer häufigeren und stärkeren Starkregenereignisse stößt die Kanalisation zunehmend an ihre Grenzen“, liefert Michael noch eine kleine Dosis.
Als Umweltverfahrenstechniker hat er das Rüstzeug, um sich clevere Lösungen für diese Herausforderung einfallen zu lassen, die Abwasserentsorgungsunternehmen dynamisch tüfteln lässt, damit ihre Anlagen, die ein essenzielles Standbein des städtischen Lebens sind, zukunftsfit bleiben. „Weil es bei dieser Arbeit einen ganz klaren Zweck und eine ganz große Sinnhaftigkeit gibt, habe ich mich damals bei der IKB beworben“, blickt Michael zurück. Seit Juni 2018 ist er bei der IKB und knapp eineinhalb Jahre später begann er damit, das vom Klima- und Energiefonds geförderte Pilotprojekt cool-INN gemeinsam mit dem Projektteam der Stadt Innsbruck, der Universtität Innsbruck und der BOKU Wien zu planen. Ziel des Projektes war, eine multifunktionale Anlage zu realisieren, die einen Mehrwert für die Bürger:innen, die Stadt und eine Verbesserung des Niederschlagsmanagements hervorbringt.
Das Interesse der Stadt ist die Kühlung der Hitzepole. „Das Ziel der IKB, also die Verbesserung der Niederschlagswasserentsorgung, lässt sich teilweise mit den gleichen Maßnahmen realisieren. Das Projekt cool-INN eignete sich daher perfekt, um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen", erklärt Michael. Zahlreiche die Stadt kühlende und die Kanalisation schonende Mosaiksteinchen wurden von den cool-INN-Projektverantwortlichen genommen und in ein Konzept eingepflegt, das im Ingenieur-Etzel-Park im Innsbrucker Saggen zum Leben erweckt wurde. Michael: „Dort haben wir beispielsweise große Flächen entsiegelt, damit das Wasser versickern kann und haben auch neue Materialien verbaut.“ Wasserelemente, die zum Trinken einladen, werden dort mit Frischwasser versorgt, bodennahes Plätschern wird mittels vor Ort aufbereitetem Wasser getestet. Die ganze Fläche wurde zum Experimentierfeld, das wissenschaftlich wie technisch begleitet wird, um Erkenntnisse nicht nur festzuhalten, sondern für andere Plätze und andere Städte kopierbar zu machen. Letztes Jahr wurde gebaut, in diesem Sommer wird die Wirkung getestet und Michael sagt: „Wir sind schon gespannt auf die Ergebnisse.“ Cool werden sie jedenfalls sein.