Das Innsbrucker Wasser ist ein gigantischer Schatz. Erst kümmert sich die Natur um das gebirgsfrische Lebenselixier. Dann kümmert sich Gerd Albrecht darum, dass es in herausragender Qualität aus den Wasserhähnen der Landeshauptstadt sprudelt. Immer und überall. Zusammen mit dem Team des Geschäftsbereiches Wasser der IKB macht er eine Selbstverständlichkeit möglich, die eigentlich keine ist.
Wenn Gerd Albrecht (47) von seiner Arbeitswelt erzählt, darf gestaunt werden. Weil die Zahlen groß, die Geschichten faszinierend und die Details schlichtweg atemberaubend sind. „12 Hochbehälter, 16 Quellen, kilometerlange Stollensysteme im Felsen, 460 Kilometer Wasserleitungen, über 10.000 Hausanschlüsse, tausende Hydranten und Schieber. Wir kümmern uns darum, dass die Anlagen in ordnungsgemäßem Zustand sind und dass die Wasserqualität optimal ist. Diese Infrastruktur des Innsbrucker Wassers ist für die Leute überwiegend unsichtbar“, sagt er.
Gerd ist Leiter der Gruppe Betriebstechnik der IKB. Diese vierköpfige Truppe ist Teil des IKB-Teams, das täglich sicherstellt, dass die Innsbruckerinnen und Innsbrucker mit allerbestem und allzeit fließendem Wasser so verwöhnt sein können, wie sie es sind. Ein schöner Job? „Ja, das ist er wirklich. Was mich immer wieder fasziniert, ist das Gefühl beim Betreten einer Quelle – dass man die Natur und die Kraft des Wassers so spürt.“ Wo Gerd und seine Kollegen Proben nehmen und nach strengen Vorgaben kontrollieren, haben nur wenige Menschen Zugang. Die Wasserversorgung einer großen Stadt ist eine große Geschichte, deren Geheimnisse und Zusammenhänge Gerd vor 20 Jahren kennenlernte, nachdem er die HTL für Tiefbau absolviert und ein paar Jahre bei einem Tiefbauunternehmen gearbeitet hatte. Das System, das er betreut, ist so komplex wie faszinierend und mit seinem Hinweis auf das Unsichtbare hat Gerd wirklich Recht.
Wer in Kranebitten, Wilten, Pradl oder anderswo in Innsbruck den Wasserhahn aufdreht, hat keine Vorstellung von dem turbulenten Weg der zigtausend Tropfen. Rund zehn Jahre dauert es, bis der Regen an einer der Quellen austritt – super gefiltert, veredelt und randvoll mit geologischer Geschichte. Das Gestein, welches das Wasser durchwandert, ist verantwortlich dafür, ob das Quellwasser weich ist oder hart.„An der Innsbrucker Südseite sind wir im Urgestein, da werden weniger Mineralien ausgeschwemmt und das Wasser ist sehr weich. Das Wasser der Nordkette, also der überwiegende Teil des Innsbrucker Wassers, ist weich bis mittelhart“, sagt Gerd. Wieder darf gestaunt werden. Denn das von der Nordkette so großzügig geschenkte Wasserschloss stellt täglich rund 31 Millionen Liter Trinkwasser bereit, das in die Tiefe zu stürzt und ganz ohne Unterstützung auch in die obersten Stockwerken der höchsten Hochhäuser sprudelt. Die Kraft des Wassers ist enorm, wegen des großen Höhenunterschieds zwischen den Hochbehältern in Mühlau und der Talsohle liegt der Wasser-Netzdruck bei zehn Bar und macht Pumpen überflüssig.
Die Höhenunterschiede sind ebenso ein Geschenk – wie das Wasser selbst, dessen Quellen nicht nur geschätzt, sondern auch geschützt werden wollen. Gerd: „Vorher schützen, statt nachher aufbereiten ist der Grundsatz.“
Ein Grundsatz, der ihn und sein Team ziemlich auf Trab hält, kontrollieren sie doch auch die Einzugsgebiete der Quellen und passen mit Argusaugen auf, dass die Innsbrucker Wässerchen nicht getrübt werden. Wenn in den Wäldern um Innsbruck beispielsweise Pferde eingesetzt werden, um Holzstämme zum Weg zu ziehen, ist gut möglich, dass der strenge Quellschutz dahintersteckt.„Damit die Oberfläche durch schweres Gerät nicht unnötig zerstört wird“, erklärt Gerd. Ja, wenn er von seiner Arbeitswelt erzählt, muss über das Unsichtbare gestaunt werden. So lange jedenfalls, bis die sorglose Selbstverständlichkeit wieder einsetzt, um die sich Gerd Albrecht und sein Team kümmern.