Harald Tusch (53) wirkt wie ein wandelndes IKB-Archiv. Seit 1984 ist er dabei, hat vieles gesehen, vieles gelernt, nicht minder viele Entwicklungen miterlebt und er hat die Gabe eines detailgetreuen Erinnerungsvermögens. Nicht nur für seinen Job als Haustechniker ist das eine wahre Schatzkiste.
„Ich kann mir unheimlich viele Sachen merken“, sagt Harald „Harry“ Tusch – und er ergänzt: „Wahrscheinlich ist das so, weil das Interesse da ist und wegen meiner technischen Neugier.“ Wie zur Bestätigung dieser positiven Aufmerksamkeit blitzen seine Augen wach und signalisieren, dass er jederzeit zum Sprung bereit ist – auch zum Sprung in seinen großen Erinnerungspool. Wer neugierig ist auf die Entwicklungssprünge der IKB, liegt bei Harry jedenfalls goldrichtig. Seit 1984 ist er offiziell dabei. In dem Jahr begann der heute 53-Jährige mit der Schlosserlehre bei den Innsbrucker Stadtwerken, aus denen zehn Jahre später die Innsbrucker Kommunalbetriebe AG hervorging. Als Harry die Lehre absolvierte, prägten die Werkstätten der Stadtwerke das Stadtbild zwischen der Innsbrucker Salurner- und der Heiliggeiststraße. „Da waren die Schlosserei, die Wickelei, die Tischlerei, die Dreherei, die Malerei, die Mechanik, der Schmied – ja, alle Gewerke untergebracht“, erzählt Harry und lässt eine quirlige handwerkliche Dynamik erahnen. Trafos wurden da fabriziert, Lichtmasten geschmiedet oder Motoren gewickelt. Die für die kommunale Daseinsvorsorge nötige Hardware entstand in diesen Werkstätten und wurde dort auch gewartet oder repariert. „Das war schon eine schöne Zeit, eine sehr spannende“, sagt Harry.
In den Werkstätten bekam er einen tiefen Einblick in die Vielfalt des Stadtwerke-Kosmos. Doch schon lange bevor Harry als Lehrling Teil davon wurde, hatten ihn dessen Dimensionen fasziniert. „Mein Opa, mein Vater, mein Onkel, mein Cousin – alle haben bei den Stadtwerken gearbeitet“, erzählt er. Sein Vater arbeitete beim Trinkwasserkraftwerk Mühlau und nahm Harry mit – beispielsweise zu den regelmäßigen sonntäglichen Kontrollrunden. „Wir sind auch hin und wieder mit Regenmäntelchen bekleidet in die Wasserstollen gegangen. Das war ein großes Erlebnis“, sagt Harry.
Irgendwie ist die IKB für ihn ein großes Erlebnis geblieben – auch und vor allem nachdem er die Lehre absolviert und im Kraftwerk Obere Sill zu arbeiten begonnen hatte. Das Aufgabengebiet dort war riesig. Beim Arbeiten an den Turbinenrädern war Harry im Mikrometer-Bereich unterwegs, er half dem Maler, wenn es nötig war, mähte die Felder rund um die Wehranlagen, half diese auszuräumen, schweißte, drehte oder bohrte in der Werkstatt und ohne Pausen sammelte er Wissen.
Technische Köpfe werden oft davon befeuert, die Dinge bis ins Kleinste verstehen zu wollen. Bei Harry trifft das in besonderem Maße zu. Als er von der Kraftwerkswelt in die Bäderwelt der IKB wechselte, absolvierte er alle in diesem Bereich möglichen Ausbildungen und nachdem er 1999 dem Ruf in die IKB-Verwaltung folgte, wo ein Hausmeister gesucht worden war, drehte sich sein von Neugier angetriebenes Wissensrad in wieder neue Richtungen weiter. „Erst war ich Hausmeister, dann Hausmonteur, dann wurde ich Haustechniker bei der Liegenschaftsverwaltung“, fasst er kurz zusammen.
Kurz zusammenzufassen, wofür Harry als Haustechniker zuständig ist, ist angesichts all der Aufgaben nur schwer möglich. Doch einen Versuch ist es wert. Ist ein Umbau zu organisieren, ist Harry der Maestro, der die dafür nötigen Gewerke dirigiert. In vier Gebäuden der IKB ist er Brandschutzbeauftragter, er ist für die Funktion von über 600 technischen Einrichtungen verantwortlich und Abfallbeauftragter für die gesamte IKB ist er auch. Dass er bei all den Herausforderungen aus seinem riesigen Erfahrungs- und Wissensschatz schöpfen kann, bezeichnet er als „megacool“ – und das ist es auch.
Würde Harry dazu neigen, könnte er sein Büro mit Zertifikaten regelrecht tapezieren. Weil er nicht dazu neigt, ist es eine Sammlung bunter Fotos einer ziemlich sportlichen Familie, die den Blick lockt. „Ich bin ein absoluter Wassersportler und habe auch eine Kitesurf-Schule am Achensee“, lüftet er das Geheimnis der abenteuerlichen Bilder, die den Eindruck bestätigen, dass in Harry mehr Energie steckt, als in anderen. Er selbst tut das auch, wenn er feststellt: „Man lebt nur einmal und in der Zeit, in der man lebt, soll man sehr viel machen und sehr viel Spaß haben.“ Besser kann das Lebensmotto eines Tausendsassas nicht in Worte gefasst werden.
April 2023