Dass ihr liebstes Hobby das Motorradfahren auf Rennstrecken ist, passt irgendwie perfekt. Julia Dreindl ist als „erstes Madl“ Österreichs für die Arbeiten mit 110-kV-Hochspannungsleitungen ausgebildet. Als Mitarbeiterin in der Strom-Netz-Serviceabteilung der IKB kümmert sie sich aber auch um Netzangelegenheiten mit weniger Volt.
„Ich wollte schon immer etwas Technisches machen. Das habe ich schon immer gewusst“, sagt sie. Immer, wenn junge Menschen schon früh die Richtung wissen, in die sie sich später orientieren wollen, schwingt da etwas Starkes mit. Dass Julia Dreindl (22) zu den Technikerköpfen zählt, muss sich jedenfalls ziemlich rasch herauskristallisiert haben und mit einem Schmunzeln bestätigt sie, dass diese Köpfe anders ticken: „Ja, das stimmt wirklich. Mir kommt vor, technische Köpfe sehen die Welt ein bisschen anders.“
Julias berufliche Welt ist elektrisch. Sie hat bei der IKB Betriebselektrikerin gelernt – und ist dann bei der IKB geblieben. In der Strom-Netz-Serviceabteilung, um genau zu sein. „Wir kümmern uns um die Netzkabel und die Infrastruktur der Stadt Innsbruck, erneuern oder reparieren das Netz“, erklärt Julia und betont: „Ich bin nur für die Instandhaltung des Netzes von Innsbruck zuständig.“
Nur? „Nur“ klingt nach einer ziemlichen Untertreibung, ist das Netzgebiet der IKB doch 173 Quadratkilometer groß, umfasst neun Umspannwerke, 705 Umspannstellen und 896 Transformatoren. Die Kabellängen sind noch beeindruckender und machen die Größe des Strom-Kosmos deutlich, in der sich Julia und ihre rund 30 IKB-Kolleg:innen der Abteilung so bewegen. Mit 1.333 Kilometern ist das 1-kV-Kabelnetz in etwa so lang, wie der Weg von Lienz nach Kopenhagen. In diesem Netzwerk ist Julia aber nur tätig, wenn sie für den Nachtstördienst eingeteilt ist: „In der Nacht helfen wir jedem, der keinen Strom hat.“
An normalen Arbeitstagen sind es jedoch die Kabel mit größeren Querschnitten und „stärkerem Strom“, für die Julia zuständig ist. Das diffizile und für das Leben der Stadt so essenzielle Kabelwerk hält sie ziemlich auf Trab. Genau das ist es, was sie mag. Julia: „Das Lässige an diesem Job ist, jeden Tag etwas anderes zu tun und woanders zu sein - in anderen Netzebenen, in einem Umspannwerk und dann wieder auf der Straße.“
Auch das Starkstromnetz der IKB ist ziemlich groß. Fast 650 Kilometer beträgt die Länge des 10- bis 25-kV-Kabelnetzes und 10,4 Kilometer jenes der 110 kV-Hochspannungsleitungen, mit denen elektrische Energie über größere Distanzen übertragen wird. Je höher die in Volt gemessene Spannung, desto geringer die Übertragungsverluste, lautet die Faustregel für diese Überlandleitungen, deren manchmal recht gut hörbares „Bitzeln“ Respekt einflößen kann. „Das ist nur das Magnetfeld, das tut nichts“, weiß Julia.
Das zu wissen, gehört zum kleinen Einmaleins einer Elektrikerin, doch Julias Wissen im Zusammenhang mit 110-kV-Leitungen geht weit darüber hinaus. „Ich habe die Ausbildung für die Hochspannung, die 110 kV gemacht. Ab 110 kV gibt es ganz wenige Leute, die sich auskennen. Ich bin überhaupt das erste Madl in Österreich, das Hochspannungsarbeiten macht“, sagt sie.
Jenen, denen beim Gedanken daran das mit dem Blitz versehene Warnzeichen „Hochspannung Lebensgefahr“ vor dem geistigen Auge erscheint, erklärt sie: „Bei 110 kV kannst du nicht mehr unter Spannung arbeiten. Es wird alles abgeschaltet und sieben Mal abgesichert. Das ist nicht gefährlich.“
Spannend ist ihr Job trotzdem. Noch spannender wird er wohl, weil sie gerade mit der Ausbildung zur Werkmeisterin begonnen hat. Und prickelnd ist ihr Leben auch außerhalb der Arbeitszeiten. „Mein Haupthobby ist das Motorradfahren am Ring“, sagt Julia. Würde sie in ihrer Freizeit stricken, wäre das echt überraschend und so erzählt sie eben lieber von ihrer Yamaha R6, der Suzuki GSX-R 750, von der Kawasaki z650 für das Fahren auf den Straßen oder ihrem Bus, in dem zwei Motorräder Platz haben. Selbst wenn es fast klischeehaft klingt, passt das Hobby ziemlich perfekt zu ihr. Julia: „Ja, das macht schon Spaß. Das ist cool.“ So wie sie.