Martin Haller ist Kapitän des ersten vollelektrischen Abfall-Sammelfahrzeugs der IKB. „Ich bin überrascht, total überrascht und begeistert“, sagt der erfahrene Fahrer, der in seinen über 40 Jahren hinterm Steuer zahlreiche technische Entwicklungssprünge miterlebt hat. Zum jüngsten und vielleicht größten Sprung meint er: „Das ist echt lässig.“ Stimmt.
Jawoll, es gibt sie – die leisen Zweifel daran, dass ein schweres Nutzfahrzeug ohne Diesel auskommen kann, ohne wartungsfreudigen Motor und darum auch ohne Lärm und Abgase. Vor allem bei stark PS-affinen Menschen, für die das Vorglühen über viele Jahre zum Berufsalltag gehörte und die im Traum erklären können, was da passiert mit Verdichtungswärme und Selbstzündung, ist der Gedanke an ein vollelektrisches und damit auch voll leises sowie voll umweltfreundliches Schwerfahrzeug zumindest befremdlich.
Die Zweifler sind eigentlich in recht guter Gesellschaft, soll doch der deutsche Kaiser Wilhelm II. um 1900 herum gesagt haben: „Das Auto ist eine vorübergehende Erscheinung. Ich glaube an das Pferd.“ Tja, die bewegende Geschichte des Automobils hat den Kaiser eines besseren belehrt. Als er starb, war der VW Käfer längst auf dem Weg, das meistverkaufte Automobil der Welt zu werden.
Im sukzessiven Abschied vom Verbrennungsmotor steckt ein schönes Stück weit jener innovative Schub, der ab Ende des 19. Jahrhunderts die Welt auf Rädern bewegte. Dieser elektrisierte Schub ist es, der Martin Haller ziemlich begeistert. Martin trägt schon seit 20 Jahren dazu bei, Innsbruck sauber zu halten und als Mitglied des großen Abfall-Sammelteams der IKB täglich auszuströmen, um eine der wichtigsten Daseinsvorsorge-Dienstleistungen zu garantieren. Seit kurzem tut er das so leise und CO2-frei wie noch nie, denn Martin ist Kapitän des ersten vollelektrischen Niederflur-Sammelfahrzeugs der IKB, dem ersten seiner Art. „Es ist viel ruhiger zu fahren und für das Team hinten weniger anstrengend zu bedienen. Es ist viel leiser, umweltfreundlicher und das Blickfeld ist auch viel größer“, sagt Martin, der freimütig gesteht: „Ich bin überrascht, total überrascht und muss sagen, ich bin begeistert.“
Die Lobeshymne über das neue Sammelfahrzeug - einem in IKB-Farben gekleideten Mercedes eEconic300 – bekommt noch mehr Gewicht, wenn Martins von Pferdestärken getriebene Geschichte betrachtet wird. „Ich habe immer schon gewusst: mit 18 Jahren mache ich den Führerschein und werde LKW-Fahrer“, erzählt er. Maschinen und schwere Fahrzeuge mit all ihrer funktionalen Kraft und all ihren öligen Tücken hatten den jungen Ellbögener schon immer fasziniert. Wer wie er in einer Landwirtschaft aufwächst, Traktoren wohl schon fahren kann, sobald die Beinchen die Pedale erreichen, bekommt diese Faszination gleichsam in die Wiege gelegt. Bei Martin bestimmte sie auf besondere Weise den beruflichen Lebensweg, führte der ihn doch hinter den Lenkrädern auch von bis zu 90 Tonnen bewegenden und bis zu 24 Meter langen Schwertransportern durch ganz Europa. „Ja, ich habe viel gesehen und viel erlebt, bin noch zu DDR-Zeiten gefahren und war vom Polarkreis bis Patras unterwegs“, weckt er Lust, seine Routen auf einer großen Karte nachzuzeichnen und sich von den Erlebnissen erzählen zu lassen. Martin: „Man hat damals schon das Land kennengelernt und sich Zeit genommen, mal Schwimmen zu gehen oder eine Stadt anzuschauen. Ohne Handy, Navi oder Internet - war das LKW-Fahren noch ruhiger und lockerer.“
Erst die Liebe, dann die liebe Familie ließen ihn insofern sesshaft werden, als dass er den Fern- mit dem Nahverkehr tauschte, mit O-Bussen erste Einblicke in strombetriebene Fahrzeuge sammelte und vor 20 Jahren schließlich seinen Hafen in der Abfallsammlung der IKB fand, wo er zum Mülltitalent wurde.
Neues reizte den erfahrenen Fahrer immer schon und so sagte Martin ohne zu zögern JA, als er gefragt wurde, ob er das erste vollelektrische Sammelfahrzeug fahren wolle. In der dafür nötigen Schulung lernte er die Raffinessen des mit grünem IKB-Strom angetriebenen Fahrzeugs kennen und längst weiß er sie auf seiner täglich zu bewältigenden, 60 Kilometer langen Sammel-Strecke zu schätzen. „Der Komfort war schon bei meinem vorigen Auto super, jetzt ist das noch mal besser und es ist wesentlich feiner zum Einsteigen. Man wird ja auch älter, gell“, sagt Martin. Dass er beim Gedanken daran, kommenden Mai den 60. Geburtstag zu feiern, schmunzelt, liegt weniger an der runden Zahl, als vielmehr daran, dass seine Frau und er in dieser Zeit stets im wahrsten Sinn des Wortes abtauchen – in die bezaubernde Unterwasserwelt Ägyptens. Martin: „Das ist herrlich. Jeder Tauchgang ist ein neues Erlebnis. Es ist eine total andere Welt.“ Auch von ihr ist er voll elektrisiert.
Februar 2024